Fachthema

Befestigung mit Direktmontage

Prof Dr.-Ing. Jan Hofmann, stellvertretender Direktor MPA Universität Stuttgart

Anwendungsbild Direktmontage
Anwendungsbild Direktmontage Kabelsammelhalter

Abb. 1: Typische Anwendungen für Verankerungen mit Direktmontage: Fixierung leichter Trennwände und Versorgungsleitungen sowie Fixierung von Elektroleitungen

Das Verankern von kleineren Lasten kann sehr schnell und effektiv mit der Direktmontage erfolgen. Die Anwendungen hierbei sind sehr vielfältig und reichen von der reinen temporären Fixierung bis hin zur dauerhaften Befestigung von z.B. abgehängten Decken. Grundsätzlich eignet sich die Direktmontage für Befestigungen in unterschiedlichen Untergründen, wie z.B. Beton, Mauerwerk oder Stahl. Die Zuverlässigkeit einer Verankerung mit Direktmontage hängt dabei sehr stark vom Untergrund ab. Um für die Anwendung zuverlässige Angaben zur Tragfähigkeit machen zu können, wurden unterschiedliche Direktmontagesysteme der Firma Würth am Institut für Werkstoffe im Bauwesen untersucht.

Für die Montage kommen grundsätzlich zwei unterschiedliche Typen von Geräte zum Einsatz. Die untersuchten Setzgeräte DIGA CS-2 Power und BST MA-75 sind ein Gas- und Pulverbetriebenes Setzgerät für unterschiedliche Bolzenschubnägel. Die zugehörigen Nägel können ohne Vorbohrung in den Beton eingetrieben werden und werden durch Versinterung und mechanischen Formschluss im Beton verankert. Je nach System und Bolzenschubnagel ist eine Anwendung auch in gerissenem Beton möglich.

Die in den Versuchen untersuchten Nägel sind in unterschiedlichen Längen verfügbar. Die Länge der Nägel ergibt sich dabei aus der gewählten Anbauteildicke oder dem zu befestigenden Anbauteil. Der Durchmesser der Nägel für die Direktmontage ohne Vorbohren im Beton beträgt zwischen 3,0mm und 4,0mm.

Tabelle 1: Zusammenfassung der untersuchten Nägel und durchgeführten Versuche zur Ableitung der Tragfähigkeit.

NageltypMunitionMax. BetonfestigkeitMontagezuverlässigkeitTragfähigkeit C20/25
∆w = 0 mm
Tragfähigkeit C50/60
∆w = 0 mm
Tragfähigkeit C20/25
∆w = 0,35 mm
Tragfähigkeit C20/25
(Querlast)
[-][-][N/mm²][-][-][-][-][-]
BFB 8 PulverC40/504010101010
NG CS-2GasC40/504010101010
NG CS-2 HFBGasC50/6020551010
HN 101PulverC50/60201010XX

Nagel HN 101

Stufennagel W-PNS

Bolzen M8 BFB 8

Nagel NG CA-2

Nagel NG CS-2 HFB

In Tabelle 2 sind die Verankerungstiefen zusammengefasst, die für die unterschiedlichen Nägel in den Versuchen gemessenen wurden. Die Eindringtiefe und die dadurch vorhandene Verankerungstiefe hängt vom Nageltyp, aber auch der Munitionsstärke und der Betondruckfestigkeit, ab. Dabei kann generell festgestellt werden, dass die Eindringtiefe und damit auch die Tragfähigkeit mit zunehmender Betondruckfestigkeit abnimmt.

Liegen für einen Nageltyp unter gleichen Bedingungen genügend Versuchsergebnisse vor, so kann die Tragfähigkeit ermittelt und diese als Normalverteilt angenommen werden. Als Beispiel wurden im Folgenden die Versuche des Nagels HN 101 ausgewertet. Insgesamt liegen aus unterschiedlichen Versuchsserien und älteren Untersuchungen ca. 160 Versuche unter gleichen Bedingungen vor. Wird die Tragfähigkeit in einem Häufigkeitsdiagramm dargestellt, so ergibt sich eine sehr gute Übereinstimmung mit einer Normalverteilung. Diese kann auch mithilfe des Shapiro-Wilk-Testes bzw. mit dem Kolmogorov-Smirnov-Test nachgewiesen werden.

Wurde eine Normalverteilung nachgewiesen, kann die Tragfähigkeit anhand einer statistischen Betrachtung ermittelt werden. Hierzu wird die 5-%-Fraktile berechnet. D. h., es wird anhand der Normalverteilung abgeschätzt, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Tragfähigkeit zu 95 % gewährleistet werden kann. Für den Nageltyp HN 101 liegt die mittlere Tragfähigkeit bei 2,9 kN und die 5-%- Fraktile bei 0,56 kN. Die 5-%- Fraktile entspricht der charakteristischen Tragfähigkeit NRk unter Berück?sichtigung der Versuchsparameter (ungerissener Beton mit einer Festigkeit bis zu C30/37).

Tabelle 2: Zusammenfassung der gemessenen Verankerungstiefen für die unterschiedlichen Nageltypen.

NageltypMunitionf(cc,max)c(min)s(min)h(ef,min,test)h(ef,mittel,test)h(ef,min)
[-][-][N/mm²][mm][mm][mm][mm][mm]
HN 101grün3510020019,023,0> 18
BFB 8rot40757513,016,5> 14
NG CS-2Gas40505013,514,5> 14
NG CS-2 HFBGas45505016,522,0> 16
Diagramm Nagelbeanspruchung

Beispiel für die Auswertung der Tragfähigkeit des Bolzenschubnagels HN 101.

  • Nageltyp: HN 101
  • fc,c: 34,5 N/mm²
  • Nu,25: 2,9 kN
  • s(Nu,25): 1,42 kN
  • COV(Nu,25): 45 %
  • Min.Nu,25: 1,04 kN
  • 5-%-Fraktile: 0,56 kN

Zusammenfassung

Werden die untersuchten Nageltypen und Setzgeräte, wie im vorherigen Abschnitt dargestellt, untersucht und ausgewertet, kann die charakteristische Tragfähigkeit für jeden untersuchten Nageltyp abgeleitet werden. Dies gilt sowohl für eine zentrische Zugbelastung als auch eine Querbelastung der Nägel. Zudem wurden Versuche in gerissenem Beton durchgeführt, um einen Reduktionsfaktor für gerissenen Beton zu bestimmen. Hierzu wurden die Versuche in gerissenem und ungerissenem Beton ins Verhältnis gesetzt. Die Ergebnisse der Versuche und der Auswertungen sind in Tabelle 4 zusammengefasst.

Bei der Anwendung der charakteristischen Tragfähigkeiten nach Tabelle 4 sind jedoch die folgenden Bedingungen einzuhalten:

  • Für die Befestigung ist eine ausreichende Redundanz erforderlich, um ggf. nicht sichtbare Setzfehler kompensieren zu können. D. h., es muss mit einem Ausfall von einzelnen Nägeln gerechnet werden. Alternativ muss der Befestigungspunkt mit einer Probebelastung mit min. 50kg geprüft werden.
  • Die angegebenen Lasten gelten nur für den entsprechenden Nagel und nicht für das damit befestigte Anbauteil oder „Abhänger“. Diese müssen separat bemessen werden.
  • Die Lasten gelten für die angegebenen minimalen Rand- und Achsabstände. Für geringere Abstände darf nur die 0,5-fache Tragfähigkeit angenommen werden.
  • Die Lasten gelten für die angegebene maximale Betondruckfestigkeit zum Zeitpunkt der Montage. Effekte, die zu einer geringeren Tragfähigkeit der Betondeckung führen, müssen ggf. separat berücksichtig werden.
  • Die Tragfähigkeit FRk ergibt sich aus der linearen Interaktion
  • [sin(a)•FRk/NRk] + [cos(a)•FRk/VRk] < 1,0

Unter diesen Bedingungen können die in Tabelle 4 angegebenen charakteristischen Tragfähigkeiten verwendet werden, um eine zuverlässige Verankerung mittels Direktmontage zu realisieren.

Tabelle 4: Zusammenfassung der ausgewerteten charakteristischen Tragfähigkeiten für die untersuchten Nageltypen und den zugehörigen Randbedingungen

NageltypMunitionh(ef)h(ef,max)f(cc,max)c(min)s(min)N(Rk,ucr)V(Rk,ucr)N(Rk,cr)V(Rk,cr)
[-][-][mm][mm][N/mm²][mm][mm][kN][kN][kN][kN]
BetonUngerissen
w = 0,0 mm
Gerissen
w < 0,35 mm
HN 101Rot> 2540351002000,740,630,150,13
HN 101Grün> 1835351002000,420,420,080,08
W-PNSRot> 2540351002000,420,630,080,13
W-PNSGrün> 2030351002000,210,320,040,06
BFB 8Rot> 14394075750,210,320,040,06
NG CS-2-> 14304050500,420,420,080,08
NG CS-2 HFB-> 16304550500,320,320,060,06
Teilsicherheitsbeiwert γMc1,51,51,51,5

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