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Mein Sozialpraktikum in Israel

Mein Name ist Christoph Janson. Ich bin dualer Student bei der Adolf Würth GmbH & Co. KG und studiere International Business.

02/07/2017

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6 Minuten

Mein Name ist Christoph Janson. Ich bin dualer Student bei der Adolf Würth GmbH & Co. KG und studiere International Business. Mir und den anderen Studierenden des Unternehmens wurde angeboten, zwei Wochen mit ASF in Israel zu verbringen. Mit großen Erwartungen und einer gewissen Anspannung machte ich mich auf den Weg in ein Land, das leider viel zu oft Schlagzeilen schreibt, das nicht zu Ruhe kommt, wo ständig Krieg aufflammt. Mein Projekt, in dem ich fünf Tage arbeitete, war die Schule „Beit Sefer Ilanot“ für mehrfachbehinderte Kinder. Noch nie hatte ich mit Menschen mit Behinderung gearbeitet. Mich bedrückte, wie wenig die Kinder aus eigener Kraft konnten und wie viel Hilfe sie benötigen. Nur ein ganz geringer Anteil kann selbstständig laufen, nur wenige können Sprechen, einige können nur den Kopf bewegen. Im Kunstunterricht arbeitete ich mit einem Jungen zusammen, der Papier schredderte. Er drückte mit seinem Kopf auf einem Knopf, der an seinem Rollstuhl angebracht war. Dadurch schaltete sich der Schredder ein und ich konnte Papier einführen. Dem Jungen machte die Arbeit Spaß, doch ich war mit meinen Gedanken wo anders: Ich dachte daran, was diesem Jungen alles verwehrt bleibt, weil er nicht laufen, nicht sprechen und sich kaum bewegen kann. Wie kann er sich mitteilen oder Kontakte knüpfen? Er muss sich schrecklich gefangen vorkommen. Nach dem Tag entstand dieses Gedicht.

Gefangen

Ich stecke fest, Kann nicht raus! Nichts geht voran, Und nichts zurück! Gefangen in mir Ich verstehe, doch kann nichts sagen. Ich fühle, doch sie verstehen nichts. Sie fliehen, doch ich bleibe immer zurück. Gefangen in mir In meinem eigenen Körper Reglos Kraftlos Sinnlos Wozu...? Wozu...? Nach einigen weiteren Tagen in Beit Sefer Ilanot sollten sich diese Gedanken jedoch wandeln. Mit der Zeit konnte ich die Kinder einer Klasse besser kennenlernen. Dabei stellte ich fest, dass jedes Kind etwas kann und sie sich freuen, wenn wir zusammen singen, schwimmen oder der Therapiehund ihnen einen Kuss gibt.

Mein Freund

Du, mein Freund, bist mein Begleiter Du bist immer dort, wo ich bin Und ich kann nirgends sein, ohne dich. Du, mein Freund, bist meine Hilfe Du stehst mir bei, hältst mich Und richtest mich wieder auf. Und doch kannst du, mein Freund, nichts Weder fragen, noch antworten Weder gehen, noch laufen Weder lieben, noch fühlen Trotzdem bin ich nichts ohne dich! Danke Lieber Rollstuhl Die Zeit in Israel war auch geprägt durch verschiedenste kulturelle Aktivitäten. Eine Stadtführung durch Jerusalem, Baden im Toten Meer, Besuch der Festung Massada, Tel Aviv und die dortige Außenhandelskammer, Würth Israel, der Besuch eines Shabatgottesdienstes in der Synagoge. Besonders war vor allem der Ausflug in die West Bank. Es war bedrückend, den großen entwicklungstechnischen Unterschied zwischen beiden Seiten festzustellen. Mir wurde bewusst, wie privilegiert wir als deutsche sind. Wir können überall hinreisen, uns frei bewegen, gute Bildung genießen. Die Menschen, die wir in der West Bank trafen, können das nicht. Während des Sozialpraktikums habe ich viele besondere Menschen kennengelernt. Einer dieser Menschen ist Itamar. Itamar kommt nur für seine Physiotherapie nach Ilanot und geht auf eine Regelschule in Jerusalem. Auch er sitzt im Rollstuhl. Das hindert ihn jedoch keineswegs daran, mit Menschen in Kontakt zu treten. Zu Shabat erhielten eine Kommilitonin und ich eine Einladung zu ihm nach Hause. Wir fühlten uns sehr geehrt und freuten uns sehr über die Einladung. Während dieses abends kamen wir ins Gespräch über die Shoah. Itamars Mutter erzählte von ihren Vorfahren, die fast vollständig von den Nazis ausgelöscht wurde. Aber zu meiner Verwunderung sprach sie keinesfalls hasserfüllt, sondern eher so, als möchte sie uns nicht verletzten, mit dem, was sie erzählt. Davon war ich sehr gerührt. Seit diesem Abend skypen Itamar und ich jede Woche und wir sind gute Freunde geworden. Auch ein anderer Junge aus Beit Sefer Ilanot blieb mir im Gedächtnis. Er ist etwa 14 Jahre alt, aber recht klein für sein Alter. Er sitzt im Rollstuhl, kann nicht sprechen und bekommt flüssige Nahrung über einen Zugang im Bauch. Doch trotz all dieser Beeinträchtigungen ist er sehr glücklich. Als wir in der Physiotherapie Bowling spielten (ich „bediente“ sozusagen seine Arme), strahlte er mich an und freute sich über jeden Kegel den wir beide zu Fall brachten.

Er

Er sitzt in seinem Rollstuhl Zu schwach zum Gehen Die Hände liegen an seiner Seite Gekrümmt und nutzlos Spielen ohne Beine? Malen ohne Hände? Sein Mund ist offen Laute entweichen Doch ohne Worte Ohne Sinn Verstehen ohne Worte? Gefühle ohne Sprache? Unmöglich! – Oder? Der reglose Körper in meinen Armen lacht Sein Lächeln redet Er fühlt und spricht zu mir Aber: In Seiner Sprache! Mit Seinen Worten! Dieser Junge und auch alle anderen Kinder in Ilanot kann viel mehr als ich zu Beginn annahm. Und sie können etwas viel besser als ich: dankbar sein, Freude empfinden und Hilfe annehmen. Danke, dass ihr mir das gezeigt habt!

 

Autor: Christoph Janson, Dualer Student: International Business

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