Das Globe in Coburg - Hybride Bauweise aus Holz und Beton
Eine runde Sache - Das sogenannte "Globe" in Coburg wird schon bald als neue Kulturstätte dienen. Dieses Prestigeprojekt ist dabei nicht nur eine technische Herausforderung sondern auch ein planerisches Highlight der hybriden Bauweise.
03/13/2022
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Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs im Süden der Stadt Coburg wird derzeit ein neues Kapitel in der Coburger Stadtentwicklung geschrieben. Das sogenannte „Globe“ wird dabei zum Herzstück des Areals werden. Es wird während der mehrjährigen Generalsanierung des Landestheaters in Coburg als Ersatzspielstätte dienen. Anschließend soll es für Kultur- und Bildungsveranstaltungen dauerhaft genutzt werden.
Das „Globe“ wird in Holz-Hybrid-Bauweise erstellt, wobei die Baustoffe Holz und Beton für die tragende Struktur verwendet werden. Die Hülle und die Innenwände des Hauptgebäudes werden in Holzmassivbauweise und die drei Nebengebäude komplett in Holzskelettbauweise ausgeführt. Das Rohmaterial stammt dabei aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Das Kellergeschoß und die Treppenhäuser werden aus Stahlbeton gefertigt, Teile der Geschoßdecken bestehen aus Brettsperrholz-Beton-Verbundelementen.
„Diese Bauweise ist eine Premiere für uns alle“
Tragwerksplaner Dr.-Ing. Jonas Schmidt von der Ingenieurgruppe Knörnschild & Kollegen ist Projektleiter für das Holzbauprojekt „Globe“ in Coburg. In einem Interview erklärt er, warum das Prestigeprojekt für ihn nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine Herzensangelegenheit ist. Dabei geht er auf die technische Konstruktion sowie die Besonderheiten der hybriden Bauweise des Gebäudes ein.
„Es fängt im Untergeschoss mit einer wasserundurchlässigen Betonkonstruktion inkl. Frischbetonverbundfolie für hochwertige Nutzung an. Ab der Kellerdecke ist der Hauptwerkstoff – bis auf zwei Stahlbetontreppenhäuser – das Holz. Ein planerisches Highlight ist das Druck-Zugring-System, bei dem sich das Dach nach innen gegenseitig abstützt. Auch das unterspannte Dachtragwerk über dem Saal ist eine schöne Konstruktion. Eine Herausforderung, insbesondere hinsichtlich des Schwingungsverhaltens, sind die bis zu 4 Meter auskragenden Holz-Beton-Verbunddecken – eine Hybridbauweise, bei der die Stärken der einzelnen Werkstoffe Holz und Beton kombiniert werden. Dabei werden vom Holz überwiegend Zug und vom Beton überwiegend Druckkräfte aufgenommen. Die Schubkraftübertragung der übereinander angeordneten Werkstoffe wird beim Globe über eine Verschraubung mittels FT-Verbindern realisiert.“
Wachstumstreiber der Zukunft
Das Projekt berücksichtigt verschiedene Trends und verdeutlicht die Wachstumstreiber der Zukunft: Holzbau und nachhaltiges Bauen. Ein zentraler Baustein ist die Bauweise mit Holz als nachwachsendem und CO2-bindendem Rohstoff. Durch die Verwendung von Betonfertigteilen für die Holz-Beton-Verbunddecken wird die Bauzeit verkürzt. Außerdem wird keine zusätzliche Feuchtigkeit in den Baukörper eingetragen, wie es bei Ortbeton der Fall wäre. Die Betonteile werden im Werk mitsamt den Würth FT-Verbindern vorgefertigt und auf der Baustelle mit den Holzbauteilen statisch wirksam verschraubt. Dabei kommen ca. 28.000 ASSY® Schrauben zum Einsatz. Durch diese Bauweise entfällt die Trocknungszeit und die Decken sind nach Herstellung des Verbundes direkt belastbar. Zudem punktet die Holz-Beton-Verbundbauweise mit hoher Tragfähigkeit und gutem Schwingungsverhalten.
Verarbeitung der Fertigteile mit FT-Verbindern auf der Baustelle
Während bei den „konventionellen“ Systemen immer der nasse Ortbeton auf die Holzkonstruktion aufgebracht werden muss, bietet dieses System hier die Möglichkeit, die Betonplatte getrennt vom Holzbau vorzufertigen. Die vorgefertigten Betonplatten werden, wie man es vom Massivbau kennt, auf die Baustelle transportiert, dort auf der Holzkonstruktion verlegt und mit dieser nachträglich vor Ort verschraubt. Zum Transport der vorgefertigten Betonteile kommt eine 4-Punkt Befestigung inklusive lastverteilender Traverse zum Einsatz. Die in der Armierung verankerten Transportschlaufen werden nach der Verlegung der Elemente entfernt.
Der nachträgliche Verbund zwischen Beton und Holzkonstruktion stellt sich unmittelbar mit dem Setzen der Schrauben ein. Aufwändiges Abstützen der Deckenkonstruktion bis zum Abbinden des Betons entfällt hier vollständig. Zur Sicherstellung des Kontaktschlusses zwischen Betonplatte und Holz, werden zusätzlich konstruktiv, senkrechte ASSY® Teilgewindeschrauben auf der Oberseite des Betons angeordnet.
Die Montage der einzelnen Konstruktionsstücke kann unmittelbar nacheinander erfolgen. Aushärtungs- und Trocknungszeiten entfallen. Durch die Vorfertigung der Elemente kommt es zu keinem Feuchtigkeitseintrag und zu keiner Verschmutzung der Holzbauteile durch Wasserausscheidungen des Betons. Eine Trennlage zum Schutz des Holzes ist hier nicht erforderlich.
Fazit: „Eine menschlich und fachlich sehr gute Zusammenarbeit.“
Jonas Knecht ist Bauleiter bei ZÜBLIN Timber, einem der renommiertesten Bauunternehmen für konstruktiven Holzbau. Im Video erzählt er, was das Projekt „Globe“ in Coburg besonders macht und warum er die Zusammenarbeit mit Würth schätzt.