Willkommen bei Würth Deutschland Nur für Gewerbetreibende Kontakt: +49 7940 15-2400  
Titelbild

#wissenundpraxis

„Dass die Digitalisierung das Handwerk zerstört, habe ich noch nie erlebt"

Christoph Krause, digitaler Macher: Wir hatten die Gelegenheit, dem Innovationscoach abseits der Bühne noch mehr Erfolgstipps zu entlocken: von effizienten Arbeitsabläufen bis zur Übergabe von Betrieben an die nächste Generation.

04/20/2023

Lesezeit

7 Minuten

Sein Motto: „Einfach machen“ - Christoph Krause im Interview

Christoph Krause, Instagram-Adresse @servicerebell, ist Experte für Digitalisierung und Innovationscoach. Mit seinem Team unterstützt er Handwerksunternehmen in ganz Deutschland, die Bandbreite seiner Themen reicht von Social Media bis zu Automatisierung und Künstlicher Intelligenz. Für ihn ist der digitale Weg ein Muss und keine Altersfrage: „Es gibt auch 70 Jahre alte Handwerksrocker, die in der Digitalisierung echt was reißen.“

Christoph Krause Speaker

Fotograf Manolito Röhr

Herr Krause, warum nennen Sie sich selbst einen Service-Rebell?

Christoph Krause: „Seit 2006 rebelliere ich für ein digitales und zukunftsträchtiges Handwerk. Das war nicht immer einfach, aber, wie der Erfolg zeigt, dringend nötig. Es gibt ja kein nicht digitales Handwerk mehr, nur noch verschiedene Umsetzungsebenen. Wir unterstützen Einsteiger und Einsteigerinnen dabei, ihre Prozesse zu optimieren. Sind die Grundlagen bereits vorhanden und die Prozesse effizient, steigen wir auch in neue Technologien ein, die das Leben fürs Handwerk deutlich einfacher machen.“

„Es gibt auch 70 Jahre alte Handwerksrocker, die in der Digitalisierung echt was reißen.“

Innovationscoach & Experte für Digitalisierung im Handwerk
Christoph Krause

Was kann man tun, um den Ängsten vor der digitalen Zukunft zu begegnen?

„Die Digitalisierung ist sehr komplex in ihren Themenstellungen. Und das Wissen, um Dinge richtig einzuordnen, haben viele bislang noch nicht. Was hilft, sind erfolgreiche Vorbilder, außerdem der Kontakt zu Menschen, die bereits über das nötige Know-how verfügen. Ich empfehle: Erfolgsmodelle entdecken und Netzwerk ausbauen."

Nicht alle Mitarbeitenden haben die Gelegenheit ihr Netzwerk und Know-How auf Veranstaltungen auszubauen. Wie kann man die Kollegen und Kolleginnen dennoch mitnehmen?

„Das macht nichts, denn die erste Stufe ist immer der Chef. Er muss Digitalisierung begeistert vorleben und das Wissen ins Team transportieren. Und er muss die Mitarbeitenden an den Prozessen beteiligen. Ich kann denen nicht einfach das iPad vor die Nase klatschen und sagen: So, jetzt sind wir alle digital.“

Hackathon Christoph Krause

Fotograf Miroslav Velecky

Ihnen geht es ja nicht nur um effiziente Prozesse, auch eine weitere Herausforderung lässt sich aus Ihrer Sicht digital bewältigen: der Mangel an Mitarbeitenden.

„Ja, weil eine digitale Präsenz potenziellen Bewerbenden zeigt: Hier ist die Zukunft, hier ist mein Arbeitsplatz auch langfristig gesichert. Wer die digitale Transformation nutzt, etwa um sich auf Instagram, Facebook oder LinkedIn zu präsentieren, kann geradezu überschwemmt werden mit Bewerbungen.“

Was gehört zu einem erfolgreichen Auftritt in sozialen Medien?

„Es geht natürlich um digitale Technik, etwa um 3D-Konfiguratoren für Kunden. Aber immer in Verbindung mit der Kunst des Handwerks. Nehmen wir als Beispiel eine Tischlerwerkstatt, in der Handarbeit geleistet wird. Die Wartezeit auf sein Einzelstück akzeptiert der Kunde eher, wenn er per Video dabei sein kann, wie dieser Tisch gefertigt wird. Eine von uns betreute Tischlerei hat Kunden sogar im digitalen Dialog entscheiden lassen, welches Holz und welcher Verbinder verwendet wird. Wer das bietet, kann seine hochwertigen Produkte der Qualität entsprechend anbieten. Das sichert die Zukunft des Betriebs, und es motiviert potenzielle Mitarbeitende, sich zu bewerben.

Die Potenziale sind enorm, also keine Angst. Es heißt manchmal, dass die Digitalisierung das Handwerk zerstört, aber das habe ich noch nie erlebt. Ein Roboter kann Handarbeit nicht ersetzen. Aber mit digitalen Häppchen aus dem Arbeitsalltag lassen sich Kunden gewinnen und dauerhaft binden. In meinem Beispiel kam noch hohe Aufmerksamkeit als Vorteil hinzu, sogar der Deutschlandfunk hat angerufen und Blogs haben berichtet.“

Aktuell soll ja alles digital, smart und intelligent sein. Aber welches Potenzial steckt in solchen Trends tatsächlich fürs Handwerk?

„Ganz praktisch gedacht, werden wir künftig einfach intelligenter arbeiten, also Tools so nutzen, dass wir Zeit gewinnen. Das sehe ich bei 80 Prozent der Unternehmen noch nicht. Die nutzen oft viele verschiedene Tools, das führt zu Überforderung. Wir brauchen einheitliche, einfach bedienbare Lösungen. Das versucht ja Würth mit seiner digitalen Lösung fürs Handwerk: Module zu schaffen, die genau auf den jeweiligen Bedarf zugeschnitten sind. Eine einheitliche Lösung gibt es ohnehin nicht, schließlich haben wir es im deutschen Handwerk mit 130 Gewerken und einer Million Betrieben zu tun. Da ist es gut, in Modulen zu denken.“

Christoph Krause Speaker

Fotograf Stefan Veres

Digitalisierung muss also Komplexität reduzieren. Gilt das auch für die Zusammenarbeit der Gewerke am Bau?

„Ja, und dafür gibt es bereits Lösungen. Wir können Sensorik und Aktorik einsetzen, um die Kommunikation zu verbessern. Ein Beispiel: Ich hatte Ärger mit einem Flachdach, bei dem eine Dachplatte für drei Jahre unter Wasser stand. Warum schickte mir die Platte keine Nachricht, dass ein Handwerker benötigt wird? Stattdessen musste ich irgendwann das ganze Dach sanieren. Das kostete sechsstellig und ich hatte dazu noch die Umweltbelastung. Sensoren hätten das verhindern können. Die Möglichkeit, Kunden automatisiert mit Wissen zu versorgen, eröffnet Riesenchancen, gerade in Bereichen wie der Nachhaltigkeit. Die können und müssen heute schon genutzt werden, weil Kunden immer mehr danach fragen. Zudem müssen wir neue Technologien und Materialien einsetzen, weil das herkömmliche Bauen immer teurer wird.“

Halten Sie die Angst vor der Künstlichen Intelligenz für unbegründet?

„Ja, denn die Arbeit im Handwerk besteht aus Hunderten von Einzeltätigkeiten, sie ist ultrakomplex. Wir sind ja nicht in einer Industrieproduktion, wo das Fließband von Robotern gesteuert wird.“

„Was mir gefällt, sind Unternehmer und Unternehmerinnen, die jetzt überlegen, wie sie ihren Betrieb in den nächsten fünf Jahren aufstellen.“

Innovationscoach & Experte für Digitalisierung im Handwerk
Christoph Krause
Hackathon Christoph Krause

Fotograf Stefan Veres

Das Thema Robotik ist im Handwerk schon Realität, etwa beim 3D-Druck. Aber so richtig haben sich smarte Lösungen noch nicht durchgesetzt. Woran liegt das?

„3D-Druck funktioniert überall, wo ich die Datensätze im Vorfeld erstellen kann. Zum Beispiel nutzt die Orthopädietechnik Daten aus der Medizin, um den Körper astrein zu vermessen. Um für andere Gewerke eine fundierte Datenbasis zu schaffen, veranstalten wir Hackathons, bei denen Programmierer und Handwerker gemeinsam Lösungen erarbeiten. Die Robotik ist sehr komplex. Aber es gibt eine schlaue Alternative, die Cobots, denen der Mensch einfache Arbeitsschritte beibringen kann. Dazu gehören etwa Exoskelette, die körperlich entlasten und damit die Gesundheit der Handwerkerinnen und Handwerker dauerhaft fördern können. Das ist wichtig, weil gerade junge Leute im Handwerk dazu neigen, sich über die Jahre zu überschätzen, was die Belastbarkeit angeht.“

Hackathon Christoph Krause

Fotograf Miroslav Velecky

Was empfehlen Sie Betrieben im Handwerk mit Blick auf die weitere digitale Entwicklung?

„Was mir gefällt, sind Unternehmer und Unternehmerinnen, die jetzt überlegen, wie sie ihren Betrieb in den nächsten fünf Jahren aufstellen. Was soll mein Weg in die Zukunft sein? Und wie nehme ich meine Beschäftigten mit? Wichtig ist, dass digitale Lösungen authentisch wirken, also auf individuelle Anforderungen einzahlen. Es kann sein, dass nur eine Stellschraube in Richtung Zukunft gedreht werden muss und schon hat man gewonnen. Am Ende geht’s für Betriebe jeder Größe eben darum, zu machen. Am besten mit Hilfe eines selbst aufgebauten Netzwerks. Denn Digitalisierung ist keine Sache, die man allein angehen sollte.“

Oft fehlt aber einfach die Zeit, oder?

Die gewinnt, wer seine Prozesse digitalisiert hat. Er kann dann zum Beispiel sein Unternehmen und seine Teams effizient von jedem Ort der Welt steuern. Das Schöne an digitalen Prozessen ist, dass ich den Rücken frei bekomme, um mich um Entwicklungschancen zu kümmern – also um das, was mich wirklich weiterbringt.“

Was empfehlen Sie, um die Übergabe von Betrieben an die nächste Generation zu sichern?

„Es gilt, sich frühzeitig Gedanken zu machen und eine digitale Strategie zu entwickeln. In den kommenden Jahren stehen mehr als 250.000 Handwerksbetriebe vor der Übergabe. Zu viele dieser Betriebe werden aktuell nicht erfolgreich übernommen. Damit das Lebenswerk in die richtigen Hände kommt, müssen manchmal auch Umwege gegangen werden. Etwa indem man Teams aufbaut, die das Unternehmen führen und komplexe Themen wie die Digitalisierung oder Nachhaltigkeit gemeinsam angehen. Wenn ich weiß, wie das Unternehmen komplett digital gesteuert wird, ist es natürlich einfacher – denn dieses Modell kann ich einfach nehmen und weitergeben. Das geht nicht, wenn alles nur im Kopf ist.“

 

 

Christoph Krause zeigt auf, dass die Digitalisierung im Handwerk zahlreiche Chancen eröffnet. Auch Würth erschließt Betrieben bereits mit vielen Angeboten die digitale Zukunft. Sie werden dadurch effizienter, können sich mehr auf ihre Kunden und ihre Angebote konzentrierern. Dazu kommt das kreative Potenzial: Aus spannenden Ideen oder im Netzwerk entstehen Konzepte, die dem Handwerk Zukunft sichern. Zumal eines sicher bleibt: die Leidenschaft, mit der tagtäglich zu Werke gegangen wird.

Das Digitale Handwerk rocken

Darum geht´s

Es ist nicht der Einsatz neuer Technologien, es sind wir, die mit neuen digitalen Werkzeugen unsere Welt neu denken und gestalten. Doch wie gelingt dies? Christoph Krause gibt in seinem Vortrag eine Antowrt auf diese Frage und verdeutlicht anhand konkreter Beispiele, wie diese Herausforderung überwunden werden kann.

Vortragsfolien downloaden

Videos auf YouTube

Wenn Sie in die Nutzung externer Medien von YouTube einwilligen, kann YouTube Ihr Nutzungsverhalten analysieren. Ihre Entscheidung wird in einem Cookie auf Ihrem Endgerät gespeichert, sodass der Zugriff auf weitere Inhalte keiner Einwilligung in jedem Einzelfall bedarf.

Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung und auf der Cookie-Seite.

Alternativ können Sie auch diesen Link verwenden, um das Video direkt auf der Plattform des Anbieters aufzurufen: https://youtu.be/b03nRQD_r9w

Die aktuellsten Neuigkeiten,
Einblicke und Inspiration von Würth.