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Einbruchhemmende Fensterbefestigung: Es kommt auf das Komplettsystem an

Fenster, Wand, Befestigung: Sind diese Elemente einbruchsicher, tun sich Eindringlinge schwer. Bei Planung und Montage gilt es daher, Schwachstellen im Detail zu vermeiden und ein überzeugendes Gesamtsystem zu schaffen.

08/04/2024

Lesezeit

7 Minuten

Einbrecher sind zwar nicht gesetzestreu, aber ein Gesetz kennen sie sehr gut: Das Hebelgesetz hilft ihnen, zu schwache Konstruktionen schnell zu überwinden, insbesondere bei Fenstern und Türen. Auswahl und Montage eines widerstandsfähigen Fenstersystems gehören daher zu den unverzichtbaren Elementen des technischen Einbruchschutzes. Wir zeigen, worauf Sie als Planer oder Monteur achten müssen, um ungebetene Besucher so gut wie möglich abzuschrecken.

Einbruch

Was bringt der Fensterschutz in der Praxis?

Laut der bundesweiten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) gab es im Jahr 2023 über 77.000 Wohnungseinbrüche oder Einbruchsversuche. Dabei entstand ein Schaden in Höhe von 269 Millionen Euro, Beschädigungen nicht mitgerechnet. „Eingebrochen wurde meist über leicht erreichbare Fenster und Wohnungs- bzw. Fenstertüren“, heißt es in der PKS. Die gute Nachricht ist, dass 2023 über 46 Prozent der Einbrüche scheiterten. Neben aufmerksamen Nachbarn sind dafür vor allem bautechnische Maßnahmen verantwortlich.

Bei Planung und Umsetzung von Bauprojekten muss grundsätzlich darauf geachtet werden, dass es Einbrechern nicht zu leicht gemacht wird. Wird das nicht berücksichtigt, drohen nachträgliche Maßnahmen, die wesentlich aufwendiger sind – vom Zumauern von Fenstern bis zur kompletten Nachrüstung. Das Haftungsproblem wird deutlich in der Bauproduktenverordnung aus dem Jahr 2011. Dort heißt es unter dem Punkt „Sicherheit und Barrierefreiheit bei der Nutzung“, „dass ein Bauwerk derart entworfen und ausgeführt sein muss, dass sich bei seiner Nutzung oder seinem Betrieb keine unannehmbaren … Gefahren ergeben.“ Zu diesen Gefahren zählen auch Einbrüche.

Welche Regelungen sorgen für Sicherheit und Qualität der Fensterelemente?

Fenster werden geprüft auf Basis der DIN Vornormen DIN V ENV 1627 bis DIN V EN V 1630 und der Normen DIN EN 1627 bis DIN EN 1630. Um einbruchhemmende Eigenschaften zu definieren, kommen Widerstandsklassen zum Einsatz. Ein guter Schutz gegen Einbruch lässt sich danach erreichen, indem bei Neu- und Umbauten Fenster und Türen nach der DIN EN 1627 mindestens der Widerstandsklasse RC 2 (RC = Resistence Class) verwendet werden. In der Charakterisierung heißt es dazu: „Der Gelegenheitstäter versucht, … mit einfachen Werkzeugen wie Schraubendreher, Zange und Keilen das verschlossene und verriegelte Bauteil aufzubrechen.“

Die RC-2-konformen Fenster werden einer praxisgerechten Einbruchprüfung unterzogen. Damit steht fest, dass es in der Gesamtkonstruktion, bestehend aus Rahmen, Beschlag und Verglasung, keinen Schwachpunkt gibt, da das Bauelement aus einem Guss ist.

Widerstandsklassen

 

Welche Widerstandsklassen gibt es?

Laut der DIN EN 1627 sind sechs Klassen definiert, für jede Klasse gibt es speziell definierte Prüfungen:

RC 1: Grundschutz gegen Aufbruchversuche und Vandalismus, kaum Schutz gegen Hebelwerkzeuge.

RC 2: In der Gesamtkonstruktion, bestehend aus Rahmen, Beschlag und Verglasung, gibt es keinen Schwachpunkt, das Bauelement ist aus einem Guss.

RC 3: Schutz gegen Täter, die zwei Schraubendreher und einen Kuhfuß einsetzen.

RC 4: Schutz gegen erfahrene Täter, die Sägewerkzeuge oder Schlagwerkzeuge sowie Akkubohrmaschinen einsetzen.

RC 5: Schutz gegen erfahrene Täter, die Sägewerkzeuge oder Schlagwerkzeuge sowie Elektrowerkzege, wie z.B. Bohrmaschine, Stich- oder Säbelsäge einsetzen.

RC 6: Schutz gegen erfahrene Täter, die leistungsfähige Elektrowerkzeuge einsetzen.

Einbruchsprüfung

Welche Vorschriften gelten für Baustoffe?

Auch bei Baustoffen greift die DIN EN 1627. Zudem werden die Anforderungen in den Montageanleitungen der Hersteller beschrieben. Da im privaten Bereich meist die Widerstandsklassen RC 2 und RC 3 zum Einsatz kommen, reicht das herkömmliche Mauerwerk für gewöhnlich aus. In den Planungen sollte der Einbruchschutz dennoch frühzeitig diskutiert werden. Das gilt insbesondere für Gewerbeobjekte.

Warum sind gerade Fenster anfällig für Einbrüche?

Fenster sind Öffnungen, die in Mauern eingebaut werden. Daraus ergibt sich eine Angriffsfläche, die insbesondere professionelle Einbrecher kennen: Ist die Mauer nicht tragfähig genug, lässt sich ein Fenster leicht überwinden. Dies ist etwa bei Häusern der Fall, in denen Ziegel vermauert werden. Früher waren diese hohl und stabil. Heute werden sie für eine bessere Dämmung mit mineralischen Dämmstoffen gefüllt und porös gebrannt. Dies geht zu Lasten der Tragfähigkeit.

Zugleich führen Vorschriften rund um Energieeffizienz und Schallschutz dazu, dass aktuelle Fenster immer schwerer werden. Die Dreifachverglasung ist mittlerweile Standard, selbst vier Scheiben sind keine Seltenheit mehr. Damit steigen die Anforderungen beim Fenstereinbau, das gilt für die Monteure ebenso wie für die Befestigungselemente.

Was bedeutet das für Planung und Montage?

Fenster können ausgegraben, ausgebrochen oder ausgehebelt werden. Letztendlich muss daher schon in der Planung entschieden werden: Welches Gesamtsystem aus Fenster, Wand und Befestigung erfüllt am besten die Anforderungen, die sich aus RC 2 oder RC 3 ergeben? An gesetzlichen Regelungen können sich Planer und Monteure hier nicht orientieren, da die Widerstandsklassen nicht für Gesamtsysteme gelten. Die genannten DIN Normen gelten eben nur für Fenster, nicht für den Rest.

In der Regel entscheidet daher der Monteur auf Basis seiner Erfahrung und der Anforderungen des Bauherrn. Die Vorgaben in den Montageanleitungen berücksichtigt er. Das macht Sinn, denn die Hersteller der Systeme führen für gewöhnlich eigene Prüfungen durch und arbeiten dabei mit den Baustoffherstellern oder – Verbänden zusammen. Diese Prüfungen orientieren sich den DIN Normen DIN EN 1627 bis DIN EN 1630. Ergebnisse werden in Prüfberichten festgehalten. Durchgeführt werden solche Prüfungen beispielsweise beim Institut für Fenstertechnik (ift) in Rosenheim.

Fensterplanung

 

Fazit: Alle Elemente im Blick behalten – bei Planung und Montage

Fenster sind eine Schwachstelle, wenn es um Einbruchschutz geht. Allerdings lassen sich potenzielle Eindringlinge von widerstandsfähigen Lösungen durchaus abschrecken. Darum sollten Sie als Planer oder Monteur unbedingt eine überzeugende Gesamtlösung umsetzen. Das bedeutet, dass alle Bestandteile des Systems, also Fenster, Wand und Befestigung, die Anforderungen der jeweiligen Widerstandsklasse erfüllen.

Wir beraten Sie gerne dazu, Kontaktmöglichkeiten finden Sie auf unserer Website wuerth.de.

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