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Elektrikerinnen und Elektriker – Fachkräfte für Elektromobilität

Als Elektroinstallierende wissen Sie Bescheid, wenn es um Hausinstallationen und Leitungsverlegungen geht. Beim Thema Ladeinfrastruktur stellen sich allerdings ganz neue Fragen. In diesem Beitrag erfahren Sie, was es rund um Ladestationen, Hardware und Stromanbietenden zu beachten gibt.

04/22/2020

Lesezeit

6 Minuten

Mehr Elektroautos bedeutet: weniger Emissionen, mehr Umweltschutz und geringerer Verkehrslärm. Aber auch: mehr Strom und Ladestationen, denn schließlich wollen die klimafreundlichen Alternativen zuverlässig betankt werden. Rund eine Million Ladesäulen in Deutschland plant das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infra-struktur deshalb bis 2030. Für Installation und Wartung sind häufig ortsansässige Elektriker verantwortlich. Ladeinfrastruktur, Lastmanagement, Hardware, gesetzliche Anforderungen: Als Experte im Bereich Elektromobilität heben Sie sich von der Konkurrenz ab und binden Ihre Kunden langfristig.

Grundlagen der Elektromobilität für Elektrikerinnen und Elektriker

Wie funktioniert ein Elektroauto? Welchen Einfluss hat Elektromobilität auf Wirtschaft und Umwelt? Wie sieht die Zukunft von e-mobility aus? Diese und weitere Fragen sollten Sie als fachkundige Elektrofachkraft beantworten können. Fehlt Ihnen entsprechendes Grundwissen, lohnt sich ein Blick in unseren „Crashkurs Elektromobilität“.

Rahmenbedingungen für eine Ladeinfrastruktur

Der Aufbau passgenauer Ladeinfrastruktur gelingt nur mit durchdachtem Konzept, der richtigen Hardware und einem sicheren Installationsort. Folgende Kriterien sollten Sie mit Ihrer Kundschaft deshalb vorab besprechen:

Einheitliches Ladeinfrastrukturkonzept

Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Konzepten mit unterschiedlichen Kosten – für öffentliche, halböffentliche und private Ladeinfrastruktur. Gerade Kommunen profitieren von einem einheitlichen Konzept, da es hilft, Probleme durch unterschiedliche Betreiberlösungen und Anbietende zu vermeiden. Besonders wichtig bei der Realisierung der Infrastruktur ist die enge Abstimmung mit Netzbetreibenden, Stromanbietenden und den Verantwortlichen in den Kommunen.

Wie viele und welche Fahrzeuge sollen geladen werden? Wie ist die Ladeleistung der Fahrzeuge? Und wie lange werden Parkplätze durch den Ladevorgang belegt sein? Das sollten Elektrikerinnen und Elektriker im Vorfeld mit Ihrer Kundschaft besprechen. Beim Konzept zu beachten sind außerdem Stromnetzkapazitäten und Verkehr. Kommunale Konzepte zur Elektromobilität / Ladeinfrastruktur erhalten Sie in der kommunalen Verwaltung.

Wahl der Ladebetriebsart

Wechselstrom, Gleichstrom, Schutzkontaktsteckdose oder CEE-Steckdose: Als Elektroinstallierender ist es auch Ihre Aufgabe zu entscheiden, welche Ladebetriebsart bei ihrer Kundschaft sinnvoll installiert werden kann.

  • Laden mit Wechselstrom an einer Schutzkontaktsteckdose oder CEE-Steckdose: Hierfür ist eine Fehlerstrom-Schutzeinrichtung notwendig.
  • Laden mit Wechselstrom und IC-CPD (In-Cable-Control-and-Protection-Device) kann
  • an einer Schutzkontaktsteckdose oder CEE-Steckdose (mit Schutzeinrichtung im Ladekabel) erfolgen.
  • Laden mit Gleich- oder Wechselstrom an einer fest installierten Ladestation wird für Neuinstallationen empfohlen.

Sicher und hell: der Installationsort

Für den Installationsort gelten besondere Kriterien:

  • Er muss sicheres Laden gewährleisten und ausreichend beleuchtet sein.
  • Fahrzeuge müssen ohne Verlängerungsleitungen angeschlossen werden können.
  • Die Ladesäule muss standsicher in unmittelbarer Nähe zum Stellplatz stehen.

Beachten Sie die Garagenverordnung des jeweiligen Bundeslandes. Diese legt fest, wo keine Kraftfahrzeuge abgestellt werden dürfen. Dort ist demnach kein zulässiger Ladeplatz für Elektrofahrzeuge. Denken Sie außerdem daran, dass in manchen Gewerbe- und Industriebereichen aus Brandschutzgründen keine Ladestationen zulässig sind.

Starker Netzanschluss

Als Elektroinstallierender wissen Sie, dass ein normaler Hausanschluss für das dauerhafte Laden eines Elektroautos nicht ausreicht. Ihre Aufgabe ist es, ihre Kundschaft darüber zu informieren und den Anschluss zu erweitern oder zu verstärken. Dadurch vermeiden Sie eine Überlastung der Haussteckdose. Achten Sie außerdem auf den Einsatz passgenauer Steckersysteme, die je nach Fahrzeughersteller variieren. In Europa werden zum Laden von E-Fahrzeugen meist Typ-2-Stecker verwendet.

Mehr Kostentransparenz: Stromverträge und Preisbestandteile

Ob sie eine eigene Ladestation besitzen oder Kundin oder Kunde an einer öffentlichen E-Tanke sind: Viele E-Fahrende ärgern sich über die wenig transparente Abrechnung. Mit diesen Informationen bringen Sie als Fachperson für Elektromobilität etwas mehr Licht ins Dunkel:

Abrechnung an öffentlichen Ladesäulen

Zwischen 12 und 30 Euro betragen die Kosten für eine komplette Aufladung an einer öffentlichen Ladesäule. Häufig wird der Tankvorgang über eine entsprechende App oder Ladekarte abgerechnet.

Für die Abrechnung in Deutschland gilt die Eichrechtsverordnung. Diese besagt, dass eichkonforme Zähler in die Ladesäulen eingebaut werden müssen, um den genauen Stromwert zu ermitteln. Das Problem: Der Einbau geeichter Zähler ist derzeit nur an wenigen Ladesäulen möglich. Für Schnellladesäulen sind eichkonforme Zähler noch gar nicht erhältlich. So kommt es, dass viele Anbieter nicht nach kWh abrechnen, sondern pauschal, nach Ladezeit oder über eine monatliche Grundgebühr.

Kosten einer privaten Ladesäule

Ob sich die Installation einer privaten Ladesäule rechnet, hängt ab von Fahrzeug, Leistung, Stromanbieter und Fahrverhalten. Landet der Stromverbrauch auf einer Sammelrechnung, können Kunden und Kundinnen häufig nicht nachvollziehen, welche laufenden Kosten die Ladestation verursacht. Geht man von einem durchschnittlichen Preis von 29,4 Cent pro Kilowattstunde aus, kostet es 12,05 Euro, eine Batterie mit 41 kWh zwei Stunden lang zu laden. Spezielle E-Auto-Stromtarife können die Kosten senken.

Lastspitzen und Überlastung vermeiden

Wenn mehrere Waschmaschinen, Trockner und Ladesäulen gleichzeitig benutzt werden, stößt das Stromnetz häufig an seine Grenzen. Das Lastmanagement legt die Maximalleistung von Ladevorgängen fest. So werden kostenintensive Lastspitzen und eine Überlastung der Ladeinstallation verhindert. Sinnvoll ist dies vor allem bei Mehrfamilienhäusern, Firmen oder Hotels, in denen häufig mehrere Haushaltsgeräte oder Maschinen gleichzeitig benutzt werden. Mithilfe des Lastmanagements werden E-Fahrzeuge etwa nur geladen, wenn die Last durch die Verbrauchenden besonders niedrig ist. Drei Arten von Lastmanagement können unterschieden werden:

  • Statisches Lastmanagement: Jedes Auto bekommt die gleiche Ladeleistung zugeteilt. So werden alle Ladestationen gleichmäßig mit Strom versorgt.
  • Dynamisches Lastmanagement: Der Stromverbrauch wird an das ganze Gebäude angepasst. Sinkt der Stromverbrauch im Haus, steht mehr Strom für Elektroautos zur Verfügung und umgekehrt.
  • Fahrplanbasiertes Lastmanagement: Die Ladeleistung wird an den Fahrplan / Energiebedarf angepasst. Optional kann auch die Gebäudelast mitberücksichtigt werden. Bei Bedarf lassen sich einzelne Fahrzeuge schneller als die anderen laden.

Hardware im Überblick

Grundsätzlich gilt: Achten Sie immer darauf, Ladestationen eines Qualitätsherstellenden zu verwenden, die gemäß der aktuellen Vorschriften und Gesetze geprüft sind.

Wallboxen

Wallboxen eignen sich vor allem für den privaten (Innen-)Bereich, da sie sich vergleichsweise simpel und kostengünstig installieren lassen. Achten Sie auf das Modell, um zu garantierten, dass die Art des Fahrzeugs zur Wallbox passt. Denken Sie außerdem daran, dass der Netzbetreibende über die Installation der Box informiert werden muss. Viele Kunden und Kundinnen unterschätzen die Gefahr, die vom Hantieren mit Starkstrom ausgeht und möchten die praktischen Ladeboxen selbst einbauen. Davon sollten Sie unbedingt abraten, um Unfälle zu vermeiden.

Ladestationen

Eine fest eingebaute Ladestation soll installiert werden? Dann ist eine Absprache mit dem Hauseigentümer notwendig, wenn Umbaumaßnahmen erforderlich sind. Dazu gehören Wanddurchbrüche und kleine Grabungsarbeiten. Beachten Sie beim Verlegen eines neuen Kabels, dass der Querschnitt auf eine 22 kW Installation ausgelegt sein sollte. Außerdem muss die Verbindung der Ladestation in einem eigenen Stromkreis erfolgen, der über Leistungs- und Fehlerstrom-Schutzschalter verfügt. Auch die Installation einer Ladestation muss der Bundesnetzagentur gemeldet werden.

Mit einer speziellen Ladedose können Schnell-Ladesäulen installiert werden. So können E-Fahrende ihr Auto mehr als doppelt so schnell aufladen. Noch schneller geht´s mit einigen Tesla Modellen und dem eigens entwickelten Tesla-Supercharger. Er ermöglicht das vollständige Laden mit 230 kW in nicht einmal einer halben Stunde.

Mehr Infos rund um Ladeinfrastruktur und Ladestationen

Der Technische Leitfaden Ladeinfrastruktur informiert Sie über allgemeine Regelungen, Ladebetriebsarten und Sicherheitsvorkehrungen. Alle Anforderungen für das Errichten von Niederspannungsleitungen finden Sie in der DIN VDE 0100-722. Regeln für den Anschluss an das Niederspannungsnetz in der VDE-AR-N 4100.

Orientieren Sie sich bei Neubauten an der DIN 18015 -1, bereits installierte Ladesäulen sollten Sie auf Grundlage der DIN VDE 0100 722 überprüfen.

Fachwissen für Elektrikerinnen und Elektriker

Nur mit umfassenden Kenntnissen bleiben Sie in puncto Elektromobilität up to date. Um Ihre Kunden und Kundinnen noch detaillierter informieren zu können, lohnt sich der Besuch des Seminars „Einführung Elektromobilität für Elektroinstallateure“ der Akademie Würth.

Ihre Kundschaft benötigt ein komplettes Mobilitätskonzept? Die Akademie Würth unterstützt Sie bei der Erstellung eines Ladeinfrastruktur - Gesamtkonzeptes und übernimmt für Sie die Bausteine, die Sie als lokaler Elektrofachkraft nicht anbieten wollen oder können.

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