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Nachhaltiges Bauen: Die wichtigsten Siegel für umweltfreundliche Gebäude

Warum Nachhaltigkeit im Bauwesen immer wichtiger wird und welche Rolle Nachhaltigkeitssiegel spielen: Lesen Sie hier, welche Nachhaltigkeitssiegel es gibt, welche Vorteile sie bringen und wie sie sich von Zertifizierungen unterscheiden.

01/12/2025

Lesezeit

8 Minuten

Bauen schafft Raum zum Leben, zum Arbeiten, für Kultur und Freizeit – gleichzeitig nehmen Bau und Betrieb von Gebäuden Ressourcen in Anspruch und erzeugen Emissionen. Deutschland hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Bis 2045 soll der Gebäudebestand klimaneutral sein. Um diese Herausforderung zu meistern, sind alle Akteure des Bauens gefragt. Auf dem Weg zur Klimaneutralität schaffen Nachhaltigkeitssiegel Standards und Transparenz.

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Was macht ein Gebäude nachhaltig?

Ein Gebäude gilt nur dann als nachhaltig, wenn verschiedene Kriterien erfüllt sind: Es muss komfortabel, funktional, gesundheitsgerecht, energieeffizient und technisch ausgereift sein. Bau und Betrieb der Gebäude müssen kostengünstig und klimafreundlich sein. Zu den Anforderungen an nachhaltiges Bauen gehören außerdem der Erhalt der Biodiversität, die Reduzierung des Flächenverbrauchs sowie die nachhaltige Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen einschließlich der Einhaltung von Menschenrechten in der Lieferkette.

Gebäude, die diese Anforderungen erfüllen, können das staatliche Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) erhalten. Das Siegel wird für Wohnhäuser und so genannte Nichtwohngebäude wie zum Beispiel Büro-, Bildungs-, Industrie- oder Handelsgebäude vergeben. Auch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen - DGNB e.V. zeichnet mit dem DGNB-Siegel nachhaltiges Bauen aus. Die wichtigsten internationalen Siegel kommen von der Building Research Establishment Environmental Assessment Methodology (BREEAM) und der Leadership in Energy and Environmental Design (LEED).

Nachhaltigkeit
Wie bekommt man ein Nachhaltigkeitssiegel?

Für die Vergabe eines Nachhaltigkeitssiegel muss das Gebäude zwei Voraussetzungen erfüllen:

  • eine Bewertung mit einem Nachhaltigkeitsbewertungssystem, das bei der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) registriert ist
  • die Überprüfung der erreichten Qualitäten durch eine akkreditierte Zertifizierungsstelle

Eine Liste aller registrieren Bewertungssysteme gibt es auf https://www.qng.info/qng

Die nationale Akkreditierungsstelle (DAkkS) ist eine Behörde. Gesetzlicher Auftrag der DAkkS ist die Bestätigung, dass Organisationen wie Laboratorien, Inspektions- und Zertifizierungsstellen ihre Arbeit nach den Anforderungen international gültiger Normen, gesetzlicher Grundlagen und relevanter Regeln kompetent erbringen.

Was ist der Unterschied von Nachhaltigkeitssiegel und Zertifizierung?

Die Vergabe eines Nachhaltigkeitssiegels für Gebäude basiert in der Regel auf einer Zertifizierung. Diese erfolgt durch unabhängige Institutionen und dient dazu, die Nachhaltigkeitskriterien des Gebäudes zu prüfen und zu bestätigen. Zertifiziert wird das Bewertungs- und Überprüfungssystem, mit dem die Nachhaltigkeit des Gebäudes nachgewiesen wird.

Die verschiedenen Nachhaltigkeitsbewertungssysteme unterscheiden sich in der Gewichtung, den Bewertungsmethoden, den Bewertungsmaßstäben und der Nachweisführung. Gleichzeitig liegt allen registrierten Bewertungssystemen ein einheitliches Nachhaltigkeitsverständnis zugrunde. Die Nachhaltigkeitssiegel sind so eine verlässliche Auszeichnung nach gemeinsamen Standards.


Für Wohngebäude sind diese Bewertungssysteme zertifiziert:
  • DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen - DGNB e.V.)
  • BiRN (Bau-Institut für Ressourceneffizientes und Nachhaltiges Bauen GmbH)
  • NaWoh (Verein zur Förderung der Nachhaltigkeit im Wohnungsbau e.V.)
  • LNB_QNG (Leitfaden Nachhaltig Bauen für das Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude)

Für Nichtwohngebäude sind diese Bewertungssysteme zertifiziert:
  • DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen - DGNB e.V.)
  • BNB (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen)
  • LNB_QNG (Leitfaden Nachhaltig Bauen für das Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude)
Nachhaltigkeit
Die Vorteile eines Nachhaltigkeitssiegel

Von einem Nachhaltigkeitssiegel profitieren alle Beteiligten wie Planer und Planerinnen, Bauherrinnen und Bauherren, Gebäudenutzerinnen und -nutzer sowie kommunale, institutionelle und gewerbliche Akteure. So ist zum Beispiel das Siegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) Grundlage für die Vergabe von Fördermitteln, etwa dem am 1. März 2023 gestarteten Förderprogramm für den klimafreundlichen Neubau. Mit diesem Programm unterstützt das Bundesbauministerium den Bau und Erwerb neu errichteter klimafreundlicher und energieeffizienter Gebäude: Privatpersonen, Kleinvermieter oder Wohnungsunternehmen, deren Gebäude mit dem QNG zertifiziert sind, profitieren von einer zusätzlichen Unterstützung.

Gebäude müssen sowohl ein hohes Maß an Komfort, Gesundheit und Funktionalität bieten als auch technisch modern gestaltet sein, während ihre Errichtung und ihr Betrieb wirtschaftlich bleiben.

Für Planerinnen und Planer bringen die Siegel Planungssicherheit und einheitlich definierte Standards, für die unmittelbar Nutzenden sind Komfort und die Funktionalität wesentliche Faktoren, für die Gesellschaft der bewusste Verbrauch von Ressourcen und die Verringerung negativer Auswirkungen auf die Umwelt. Nachhaltigkeitssiegel sorgen für mehr Transparenz am Immobilienmarkt, da ihnen ein weitgehend einheitliches Nachhaltigkeitsverständnis mit klar definierten Kriterien zugrunde liegt.

Weitere Nachhaltigkeitssiegel: DGNB, BREEAM, LEED im Überblick

Neben dem staatlichen Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) gibt es weitere Nachhaltigkeitssiegel: DGNB, BREEAM und LEED werden am häufigsten in Deutschland vergeben. Allen gemeinsam ist, dass die Vorhaben von zertifizierten Auditorinnen und Auditoren begleitet werden.

DGNB

Für das DGNB-Siegel werden verschiedene Phasen im Lebenszyklus eines Gebäudes von der Planung über Nutzungsvarianten bis zum Rückbau unter die Lupe genommen. Es beruht auf einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis, das die Umwelt, den Menschen und die Wirtschaftlichkeit zu gleichen Teilen einbezieht. Dabei gibt es verschiedene Systemvarianten für Neubauten, Sanierungen, Gebäude im Betrieb, Baustellen sowie den Gebäuderückbau.

Das DGNB-System beinhaltet diese Kriterien:

  • Ökologische Qualität
  • Ökonomische Qualität
  • Soziokulturell-funktionale Qualität
  • Technische Qualität
  • Prozessqualität
  • Standortqualität

DGNB-Siegel werden in Bronze, Silber, Gold und Platin vergeben. Darüber hinaus kann bei außergewöhnlich hoher architektonischer Qualität zusätzlich ein „DGNB Diamant“ verliehen werden.

BREEAM

Die Building Research Establishment Environmental Assessment Methodology (BREEAM) ist eine international anerkennte Methode. Bewertet wird der gesamte Lebenszyklus von Gebäuden auf einer Skala von Null bis 100 Punkten. Je nach erreichter Punktzahl wird einer von fünf Exzellenzgrade für einen Neubau oder einer von sechs Exzellenzgrade für Bestandsimmobilien vergeben und mit Sternen visualisiert. Im deutschsprachigen Raum bietet der TÜV SÜD die BREEAM-Zertifizierung an.

Das BREEAM-System beinhaltet diese Kriterien:

  • Energie
  • Wasser
  • Material
  • Transport
  • Abfall
  • Umwelt
  • Gesundheit und Behaglichkeit
  • Management
  • Boden und Ökologie
LEED

LEED wurde vom US Green Building Council (USGBC) entwickelt, LEED steht für Leadership in Energy and Environmental Design und ist das weltweit meistverbreitete Verfahren. Die Bewertung der Immobilien erfolgt anhand von acht Themenfeldern, ein Projekt kann eine der vier LEED-Bewertungsstufen, Silber, Gold oder Platin erreichen. Das System ist an Anforderungen der unterschiedlichen Bauaufgaben angepasst und ist für folgende Varianten verfügbar: Neubauten und Sanierungen, Investorenmodelle, Bestandsgebäude, Innen- und Mieterausbauten, Gemeinden oder Städte.

Das LEED-System beinhaltet diese Kriterien:

  • Infrastrukturelle Einbindung des Standortes
  • Materialkreisläufe und Ressourcenschonung
  • Wassereffizienz
  • Energie und globale Umweltwirkungen
  • Grundstücksqualitäten
  • Innenraumluftqualität
  • Innovationen
  • Boni für standortbedingte Kriterien

Praxisbeispiele - Nachhaltiges bauen

Globe Coburg
Das Globe in Coburg - Hybride Bauweise aus Holz und Beton

Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs im Süden der Stadt Coburg wird derzeit ein neues Kapitel in der Coburger Stadtentwicklung geschrieben. Das sogenannte „Globe“ wird dabei zum Herzstück des Areals werden. Es wird während der mehrjährigen Generalsanierung des Landestheaters in Coburg als Ersatzspielstätte dienen. Anschließend soll es für Kultur- und Bildungsveranstaltungen dauerhaft genutzt werden.

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EDGE Südkreuz Berlin
Das Globe in Coburg - Hybride Bauweise aus Holz und Beton

Die Bebauungspläne zeichnen ein buntes Bild von unterschiedlichsten Wohnprojekten, die dem gesamten Gebiet einen Aufschwung geben sollen. Grün, offen und für alle zugänglich - so fügt sich EDGE Südkreuz Berlin in die Umgebung ein und ist Teil einer spannenden Veränderung. Deshalb wurde das EDGE Südkreuz Berlin auch als nachhaltigstes Gebäude Deutschlands durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ausgezeichnet.

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Fazit

Nur Gebäude, die klar definierten Kriterien genügen, erhalten ein Nachhaltigkeitssiegel. In Deutschland gibt es verschiedene Qualitätssiegel für unterschiedliche Bauprojekte wie Neubau, Sanierung, Wohn- oder Nichtwohngebäude.

Mit Nachhaltigkeitssiegeln ausgezeichnete Bauprojekte bieten für alle Beteiligte im Entwicklungsprozess und späteren Betrieb einen Mehrwert:

  • Kalkulierbare Planungskosten durch klare Standards
  • Gesteigerte Qualität und Mehrwert des Bauwerks
  • Einsparungen in der Errichtung und im Betrieb, z.B. bei Wasser und Energie
  • Mehr Komfort bei der Nutzung und mehr Aufenthaltsqualität, z. B. bessere Luftqualität, mehr thermischer und akustischer Komfort, verbesserte Lichtsituation
  • Die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus ermöglich Einsparungen beim Rückbau
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